Leserbrief an die WELT zum Artikel „Was ich erlebt habe, ist zu viel für ein Leben“
Sehr geehrter Herr Seewald,
zwei Fakten in Ihrem Artikel bedürfen meines Erachtens einer Richtigstellung. Sie schreiben:
„Etwa 20.000 sollen es allein in Ostpreußen gewesen sein, rund 5000 dieser „Vokietukai“, kleinen Deutschen, gelangten nach Litauen. 4700 hat die Historikerin Ruth Leiserowitz im Oblast Kaliningrad (Königsberg) ausgemacht. Sie verschwanden buchstäblich, in Heimen, Familien, als billige Arbeitskräfte. Und vergaßen ihre Namen, ihre Sprache, ihre Kindheit.“
Richtig ist, dass 4.700 deutsche Kinder aus Kinderheimen im Kaliningrader (Königsberger) Gebiet in den Jahren 1947-1848 in die SBZ gebracht wurden. Viele dieser Kinder waren nur zeitweise elternlos (durch Krieg, Kriegsgefangenschaft und Verschleppung von Elternteilen) und fanden später Angehörige wieder. Richtig ist fernerhin, dass sich in den Nachkriegsjahren eine große Zahl von ostpreußischen Erwachsenen und Kindern zeitweise in Litauen und Lettland aufhielt, dann fanden ca. 5.000 Kinder ein zeitweiliges Zuhause in Litauen, von denen etwas über 3.000 im Jahr 1951 in die DDR kamen.
Zudem schreiben Sie:
„Erst die Einladung einer Gruppe durch den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff brachte 2011 die Wolfskinder auf die Agenda des Erinnerungsdiskurses.“
Richtig ist, dass bereits der Bundespräsident Roman Herzog auf seiner Litauenreise im Mai 1999 ein Treffen mit Wolfskinder hatte, über das in den deutschen Medien breit berichtet wurde. Der Erinnerungsdiskurs hat bereits 1996 eingesetzt. In jenem Jahr wurde ein fünfseitiger Artikel über Wolfskinder im Spiegel veröffentlicht, der Film „Vokietukai –Die kleinen Deutschen“ (BR/DW) wurde ausgestrahlt (in über 60 Ländern) und mein Buch „Wolfskinder- Grenzgänger an der Memel“ erschien.
Mit freundlichem Gruß
Ruth Leiserowitz
Schlagwörter: Leserbrief Wolfskinder, Presse
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