Literaturliste Wolfskinder
1 Wissenschaftliche Veröffentlichungen
Verlagsangabe: „Die Quellengrundlage der Arbeit bilden 50 lebensbiographische Einzelinterviews sowie bislang unveröffentlichte Schriftquellen aus 18 Archiven. Im Mittelpunkt des Werkes steht die Frage, welche Selbstbilder die Zeitzeugen in ihrem von multiplen Verlust- und Einsamkeitserfahrungen geprägten Dasein entwickelt haben. Dadurch ergibt sich ein bisher nicht existenter Tiefenblick in die für Wolfskinder charakteristischen Verflechtungen von Defensiverlebnissen und Überlebenskünsten.“
Das Standardwerk zur Geschichte der ostpreußischen Wolfskinder. Die Autorin, (heute verh. Leiserowitz und stellvertretende Direktorin am Deutschen Historischen Institut in Warschau) hat Anfang der 1990er-Jahre in deutschen, litauischen und russischen Archiven geforscht und lebensbiografische Interviews mit Zeitzeugen geführt. Die historischen Umstände, unter denen die Wolfskinder-Schicksale entstanden, werden hier ebenso ausführlich dargestellt wie die weiteren Lebenswege der Betroffenen.
Das Autoren-Duo von der Berliner Humboldt-Universität geht der Frage nach, welche Erfahrungen polnische Holocaustkinder und ostpreußische Wolfskinder teilen, welcher Strategien sie sich beim Erzählen ihrer Lebensgeschichte bedienen und welche Intention diesen zugrunde liegt.
Auf der Basis deutsch- und litauischsprachiger Erinnerungs- und Sekundärliteratur nimmt sich der Autor den Hungerzügen der ostpreußischen Zivilbevölkerung nach Litauen an, aus denen das Phänomen der Wolfskinder-Biografien hervorgegangen ist.
Am Beispiel des Kinder- und Jugendheims Kyritz in Brandenburg wird exemplarisch nachgezeichnet, wie anhanglose Wolfskinder in den 1950er-Jahren in die DDR gelangten und dort auf ein normales Leben vorbereitet wurden. Das Buch gibt es kostenlos als Pdf Datei bei der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung (auf deren Seite nach Wolfskinder suchen oder dem Link vorher folgen).
Eine Magisterarbeit über die Repatriierung von mehr als 3.500 ostpreußischen Zivilisten.
2 Publizistische Veröffentlichungen
Eine hervorragend recherchierte und lesenswerte Biografie. In ihren spärlichen Bezügen zu Schicksalsgefährten der Protagonistin suggeriert sie allerdings eine besondere Exklusivität, die in vielen Punkten von anderen Wolfskindern geteilt worden ist.
Auf gut 40 Seiten schildert der Autor Begegnungen mit Wolfskindern, die bis heute in Litauen leben.
Viele individuelle Lebensgeschichten ermöglichen ein atmosphärisches Eintauchen in die Erinnerungswelt von Wolfskindern. Spannend geschrieben, ausdrucksstarke Porträtaufnahmen.
3 Nachrichtenmagazine, Tageszeitungen und Weblogs
Die litauische Ausstellung ist jetzt auch in deutscher Fassung im Internet zu sehen. Viel Material und anschauliche Grafiken.
Fundierter Artikel zum Thema im Spiegel, der nach der Erstveröffentlichung von „Wolfskinder. Grenzgänger an der Memel“ entstanden ist.
Bericht über die Wolfskinder in einer der großen deutschsprachigen Tageszeitungen. Der historisch-erläuternde Teil basiert auf dem Buch von Ruth Leiserowitz (geb. Kibelka), der gegenwartsbezogene auf einer Reise des Journalisten nach Litauen.
Reportage über drei Geschwister, die sich 64 Jahre nach Kriegsende erstmalig wiedersehen. Der Autor schildert feinfühlig die dabei aufeinander prallenden unterschiedlichen Lebenswelten.
Englischsprachiger Weblog über die Begegnung eines Studenten der Danish School of Journalism mit in Litauen verbliebenen Wolfskindern.
„Einestages“ auf Spiegel Online stellt ein in den 1990er-Jahren nach Deutschland ausgereistes Wolfskind vor.
Lebensgeschichte eines ebenfalls in den 1990er-Jahren nach Deutschland übergesiedelten Wolfskindes. Eine gut recherchierte Reportage, die das verloren-Sein dieses Mannes zwischen seinen verschiedenen Identitäten herausarbeitet.
Sensibles Porträt der Vorsitzenden des Vereins Edelweiß (eine Interessenvereinigung der bis heute in Litauen verbliebenen Wolfskinder).
Bericht über die Einweihung des erneuerten Wolfskinder-Denkmals bei Pogegen im Memelland.
Zum Nachhören! Die freie Redakteurin Lisa von Prondzinski stellt ein Wolfskind vor.
Ein Leben lang Ungewissheit. Reportage über eine Frau, die bis heute unter ihren Nachkriegserlebnissen leidet.
Wolfskinder und die Frage, wie sich Vertreibung und Verlust auf Identität auswirken.
In Litauen leben heute nur noch gut 50 Zeitzeugen. Jetzt sind sie in Tauroggen zusammengekommen.
4 TV-Dokumentationen
5 (Auto-) Biografische Veröffentlichungen
6 Fiktionale Literatur
Ein Wolfskinder-Roman, dessen Grundlage die Erinnerungen der Zeitzeugin Brigitte Trennepohl aus Gerdauen sind. Gut recherchiert, realistisch erzählt, flüssig zu lesen.
Ein Jugendroman in zwei Bänden, dessen Titel einen Bezug zu den ostpreußischen Wolfskindern suggeriert, in seiner Handlung allerdings nur sehr geringe Schnittpunkte zu deren Kollektivbiografien und den historischen Vorgängen im Königsberger Gebiet und Litauen aufweist.
Roman über eine ostpreußische Familie, die durch den Krieg und seine Folgen auseinanderbricht und im Laufe der Jahrzehnte teilweise wieder zusammenfindet. Der Handlungsverlauf ist in ein sorgfältig recherchiertes und zutreffendes historisches Ereignisgeschehen eingebettet.
Unsere exklusive Rezension ist in den Rubriken unter „Der Roman“ abrufbar.
7 Thematisch angrenzende Literatur
Eine gut recherchierte und lesenswerte Arbeit über die Aufnahme anhangloser Kinder aus den Ostgebieten in Sachsen-Anhalt, inklusive spannender Kurzbiografien.
Die bekannte Bürgerrechtlerin Freya Klier skizziert die Lebenswege von sieben Menschen, die als Kinder oder Jugendliche das Kriegsende in Ostpreußen miterlebt haben.
Autobiografische Erinnerungen eines Mannes, der als Junge nach dem Tode seiner Angehörigen in einem sowjetischen Waisenhaus in Königsberg lebte. Packend erzählt, mit scharfer und unbestechlicher Beobachtungsgabe.
zusammengestellt von Christopher Spatz, Stand 10.05.2019